Mit den richtigen Architekturen Informationswelten gestalten
Damit die Informationstechnologie ein echter Motor für Wachstum, Innovation und Wettbewerbsvorteile sein kann, müssen sich Finanzdienstleister und ihre IT mit flexiblen Architekturen um Daten und Informationen herum neu organisieren.
Plattformbasierte Ansätze und Technologien ermöglichen es schnell und innovativ zu sein. Durch modulare, offene Architekturansätze können Finanzdienstleister flexibel und schnell auf Markt- und externe Einflussfaktoren sowie interne Anforderungen reagieren.
Plattformarchitekturen liegen im Trend
Nicht nur, dass mit Plattform-Architekturen die Time-To-Market drastisch reduziert werden kann, eröffnen Plattformen darüber hinaus die Möglichkeit zum Experimentieren, Scheitern und Lernen. So gewonnene Erkenntnisse und daraus resultierenden Innovationen lassen sich schnell auf diesen Plattformen skalieren. Was ein Trend für Anwendungen und Technologien ist und deren Bündelungen in Form von Services auf IT-Plattformen in der Cloud mittlerweile zum Standard gehören, so kann man diesen Ansatz auch auf die Zentrierung von Informationen und deren Zusammenfassung und Bereitstellung in Informationsplattformen anwenden. Dabei ist in der IT-Architektur ein Umdenken hin zu einer informationszentrierten Architektur und ein Weiterdenken zu Informationsplattformen nötig. Diese Plattformarchitektur ermöglicht durch ihre eigenständige, unabhängige und modulare Konzeption eine schnelle Anpassung an zukünftige Einflüsse und ermöglicht es Technologien sauber zu modernisieren und gegebenenfalls auszutauschen.
Herausforderungen des Informationsplattform-Ansatzes
Die Entwicklung zu einem informationszentrierten Unternehmen und der Aufbau von Informationsplattformen gilt darüber hinaus als das, was unter einer traditionellen Modernisierung und Optimierung des IT-Betriebs zu verstehen ist. Es handelt sich um eine grundlegende organisatorische und betriebliche Veränderung, um eine IT-Umgebung zu schaffen, die auch Informationen als Plattformen bereitstellen kann. Wie bei jeder größeren Transformation sind eine starke Vision, klar formulierte strategische Ziele, ein starkes Projektmanagement und ein gutes Change Management sowie das Empowerment der Mitarbeiter erforderlich. Informationsplattformen bieten Lösungen, um interne und externe Kunden zu bedienen oder andere Plattformen zu beliefern. Sie sind als eigenständige und unabhängige Einheiten konzipiert und daher sind alle operativen Themenfelder bei der Planung und Umsetzung von Plattformarchitekturen vollumfänglich einzubeziehen. Diese Zusammenführung verschiedener operativer Themen ermöglicht eine schnelle und querschnittliche Entscheidungsfindung, setzt auf der anderen Seite aber eine genaue Klärung von Verantwortung und die klare Definition operativer Ziele voraus. Um eine enge Anbindung an die strategischen Ziele zu gewährleisten, sollten zudem strategische und kritische Erfolgsfaktoren festgelegt und regelmäßig abgeglichen werden.
Transformation hin zu Informationsplattformen
Aus meiner Sicht ist für einen erfolgreichen Abschluss der Transformation zu einem informationszentrierten Unternehmen und bei der Einführung von Informationsplattformen die Synchronisation von fachlichen Anforderungen und die Umsetzung durch geeignete Technologien und Architekturen von überragender Bedeutung. Fachbereiche und IT sollten Geschäftsprozesse, Aktivitäten des Unternehmens und die dazugehörigen Anwendungen und Technologien zusammenfassen, welche die bisherigen Kernaktivitäten möglichst abdecken und so in Use Cases innerhalb der neuen Informationsplattformen überführt werden können. Dies muss nicht vollständig oder vollumfänglich sein, ermöglicht es aber einen nützlichen Start- und Ausgangspunkt zu bilden. Durch das agile Vorgehen können weitere Use Cases immer wieder dem gesamte Transformati-onsvorhaben hinzugefügt und einpriorisiert werden.
Für die Use Cases wird ein Fitnesscheck auf Basis des Sollzustandes durchgeführt:
„Fitte“ Use Cases sind hinsichtlich ihrer Informations-Governance und der zugrundeliegenden Technologie in guter Verfassung und benötigen, wenn überhaupt, Investition in den Abschluss der Transformationsphase.
„Gesunde“ Use Cases funktionieren hinsichtlich ihrer fachlichen Anforderung, benötigen aber eine Modernisierung um mit den Anforderungen der Informations-Governance (bzw. der Regulatorik) konform zu sein.
„Kranke“ Use Cases sind hinsichtlich Ihrer Fachlichkeit und hinsichtlich des Marktes und Wettbewerbs nicht konkurrenzfähig. Diese müssten komplett neu gedacht und projektiert werden, sofern sie zukünftig noch relevant sein sollten.
Der Transformationsansatz geht dabei Use Case für Use Case vor. Mit agilen Projektmethoden werden die fachlichen Anforderungen aufgenommen und erforderliche Daten und Informationen identifiziert. Der so verifizierte (Ziel-)Use Case wird priorisiert und entsprechend in die Roadmap der Gesamttransformation aufgenommen. Gemäß seines Fitnesszustandes werden die einzelnen Arbeitsschritte zum Aufbau der Informations-Governance mit agilen Methoden aufgesetzt, insbesondere der Anforderungen aus den Bereichen Metadatenmanagement, Informationsmanagement, Datenqualitätsmanagement und Security-, Risk- und Compliancemanagement.
Aus den fachlichen Anforderungen und der Informations-Governance lassen sich konkrete Handlungsschritte für die Überführung auf die bereitgestellten (Informations-) Plattformen ableiten oder agile Anpassung an die Plattformarchitektur vornehmen. Hierbei ist eine Einhaltung der vorgegebenen Architektur-Standards obligatorisch.
Standards für Geschwindigkeit und Interoperabilität
Für Informationsplattformen ist es unerlässlich, dass unternehmensweite Standards der (IT-) Architektur festgelegt werden. Plattformen brauchen per Definition Schnittstellen für nahtlose Konnektivität, aber auch Art und Weise vom Management der Anwendungen und Technologie innerhalb des Unternehmens. Standards für das agile Projekt- und Teammanagement sollten festgelegt sein. Standards stärken das Management, Teams und Projekte, vermeiden wiederkehrende Aufwände, optimieren die Kommunikation und ermöglichen Wiederverwendung von bereits erstellten Projektergebnissen.
Fazit
Plattformarchitekturen sind für Finanzdienstleister letztendlich eine Frage, ob man diesem Architektur-Paradigma folgt. Es erfordert grundlegende organisatorische und betriebliche Veränderung, welche umfänglich von der Strategie bis hin zur Entwicklung der Architektur begleitet werden muss. Dies erfordert von heutigen Strukturen Flexibilität, sich zu ändern und anzupassen. Wenn man sich zu diesem Ansatz der Informationsplattform bekennt, wird der Wandel zu einem informationszentrierten Unternehmen nicht länger gebremst, sondern beschleunigt.
Autor: Matthias Jostock, Expert Consultant
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